"Der Feilenhauer"
Jedes Werkzeug nutzt sich im Laufe der Zeit ab, es wird stumpf. So auch die "Feile". In früherer Zeit war es üblich, dass diese im Betrieb gesammelt und zur Aufarbeitung ge-
geben wurden. Diese stumpfen Feilen (grobe nennt man Raspeln) können nicht einfach, wie zum Beispiel ein Drehstahl, nachgeschliffen werden. Die Zähne müssen komplett neu gehauen werden.
Dafür gab es spezielle Betriebe, die "Feilenhauerei". Einen solchen Betrieb gab es bis in die Mitte der 1960er Jahre in Quedlinburg.
Man kann sagen, durch glückliche Umstände, ist die 1869 eröffnete "Feilenhauerei Otto Ullrich" in der Pölkenstraße fast vollständig erhalten geblieben. Heute ist sie ein Museum und nur hier lernt man ein tatsächlich ausgestorbenes Handwerk kennen.
Die Glühöfen wurden gebraucht um die Feilen vor der Aufarbeitung weich zu machen und zum Schluß waren sie dann Teil des Härteprozesses. Die Öfen sind leider nur noch als Fragment erhalten. Anders die über 100 Jahre alten Bearbeitungsmaschinen und die Werkzeuge (siehe Bild). Eben so der Transmissionsantrieb für alle Maschinen.
Die oben genannten groben Feilen, die "Raspeln", wurden zum Beispiel für die Pflege von Pferdehufen verwendet. Diese nachgear-
beiten Raspeln waren Handarbeit. Die Zähne wurden mit Hammer und Meißel hergestellt. Das Bild zeigt so einen Handarbeitsplatz. Links oben im Bild ist noch das Rohr der Gasbeleuchtung zu sehen.
Heute geht eine abgenutzte Feile in den Schrott. Es gibt keine Feilenhauerei zur Aufarbeitung mehr. Eine neue Feile aus der Massenproduktion ist billiger.
Hier im Museum erkennt man nicht nur, wie mühsam und ungesund die Aufarbeitung war, sondern auch wie eine Feile hergestellt wird. Das Prinzip ist heute in der Massenproduktion noch das gleiche.
Das "Feilenhauermuseum" fanden Sie in der Pölkenstraße 6. Es wurde durch eine "Ü-50"- Maßnahme betrieben, die aber dann nicht verlängert wurde. Leider war wohl auch das Interesse der einheimischen Bevölkerung und der Gäste an historischen, handwerklichen Tätigkeiten zu gering. Obwohl es zentral gelegen war und tausende Menschen daran vor-
über gingen.